Prof. Dr. Ferdinand Ullrich

Vorwort

Thomas Grochowiak, der Maler, der zum Museumsmann geworden ist und wieder zum Maler wurde, der er eigentlich immer geblieben ist, und zwar in dem Sinne, dass er sich den Blick des Künstlers über die kunsthistorischen Kategorien hinweg auch als Ausstellungsmacher bewahrt hat, dieser Thomas Grochowiak eben entfaltet seinen malerischen Impetus mit ganzer Kraft erneut, nachdem er nun endgültig seine offiziellen Aufgaben beiseite gelegt hat. Und die Erkenntnis, die wir aus diesem erneuten Kraftakt ziehen, ist: Thomas Grochowiak ist ein Maler von wahrhaft barockem Format, die ganze Fülle des Lebens scheint sich hier zu entfalten. Nicht das Lineament ist sein Metier, sondern die in die lockere Form gefaßte Farbe als Ausdruck eines unbändigen Lebenswillens – ein Anti-Schopenhauer sozusagen. Die Musik – bei Schopenhauer und schließlich bei Nietzsche tiefster und unmittelbarster Ausdruck der Welterkenntnis – ist bei Grochowiak Stimulans von besonderer und durchgängiger Bedeutung. Gerade die letzten Schaffensjahre haben bei Grochowiak eine enorme Produktionskraft gezeigt, so dass es an der Zeit ist – im Jahre Mozarts –, davon einem größeren Publikum Zeugnis abzulegen. Und welcher Ort bietet sich dafür eher an als »seine« Kunsthalle Recklinghausen, die er aufgebaut und 30 Jahre lang mit seinem Stempel versehen hat – ein Heimspiel sozusagen, aber mit neuen, unverbrauchten Sichtweisen, die uns den Maler Thomas Grochowiak erneut ins Bewußtsein heben, einen Maler mit einem hohen Farbgefühl und ausgeklügelter Malstrategie, die dem Zufall und der unmittelbaren Intuition Raum gibt, aber dennoch komplexe Bilder von großer Stringenz hervorbringt.

Zu danken ist neben Thomas Grochowiak, der aus seiner großen Erfahrung heraus dieses Ausstellungsvorhaben nach Kräften unterstützt hat, allen, die Leihgaben zur Verfügung gestellt haben, sowie meinem Kollegen Dr. Hans-Jürgen Schwalm, der die Auswahl der Werke zusammen mit Thomas Grochowiak getroffen hat, die Ausstellung konzipiert und durchgeführt und die Katalogarbeit übernommen hat. Besonders zu erwähnen ist schließlich die Unterstützung der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, die großzügige, schnelle und unbürokratische Hilfe gewährte und so diese Ausstellung erst ermöglichte.

Aus dem Katalog:
Thomas Grochowiak
Lust auf Farbe – von Mozart inspiriert
Städtische Kunsthalle Recklinghausen
8. September–6. Oktober 1991